Vollverstärker

Harman Kardon HK6600 schwarz

komplett revidiert, Preis mit 3 Jahren Garantie*
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen
ab 705,-€** (Mitnahmepreis)
**bei Inanspruchnahme Skonto

Revision:

  • Alle Elkos, geschlossene Spindeltrimmer, Elko-Serien u.a. Panasonic FC, EB, Nichicon KSM etc. - je nach Bedarf und Anwendung.
  • Bedienelemente (alle Druckschalter und Regler) komplett zerlegt und überarbeitet und/oder Ultraschall-gereinigt/versiegelt.
  • umfassend nachgelötet
  • Fußpunkt-Elko in der Gegenkopplung nachgerüstet - Lautsprecher-Offset minimal, keine DC-Drift mehr

Eigenschaften:

  • 3 Line-in-Quell-Anschlüsse Stereo Cinch
  • zusätzlich 2 Tape-Schleifen
  • Phono MM eigene Cinch-Buchsen
  • Phono MC eigene Cinch-Buchsen
  • Phono-Umschaltung an der Front
  • Vor-Endstufen-Trennung mit vier Cinch-Buchsen an der Front schaltbar
  • Regler Höhen, Tiefen, Balance, Lautstärke
  • Klangregelung abschaltbar
  • Drehschalter Wiedergabe ("Function")
  • Drehschalter Vorrang-Band-Wiedergabe ("Tape Monitor")
  • Drehschalter Band-Aufnahme ("Record Out")
  • 2 an der Front per Drehschalter wählbar Stereo-Lautsprecher-Gruppen (Schraubklemmen, in Summe minimal 4 Ohm)
  • Loudness abschaltbar
  • Druckschalter für Subsonic, HighCut und Mono
  • Kopfhörerbuchse
  • Bipolare, diskrete Endstufe

die folgenden Bilder sind original vom angebotenen Gerät

Frontansicht

Gute gemachtes Dual-Mono

Ja, klar, es sind hier "nur" getrennte Wicklungen für die Endstufen-Kanäle getrennt gleichgerichtet und pro Kanal jeweils in eigene Kondensatoren geleitet. Man könnte auch noch einen zweiten Trafo einbauen und das Ganze auf die Spitze treiben. Doch für ein bezahlbares Consumer-Gerät ist hier im Harman-Stil doch alles sehr umfassend richtig gemacht worden. Von der Bauweise ist dieser HK6600 - genau wie ich es bereits beim jüngeren HK680 festgestellt hatte - bei weitem Service-freundlicher aufgebaut, als es die für mich so gewohnten HK6800/HK6900 waren. Es lässt sich das Bodenblech abnehmen und man kann an der laufenden Endstufe messen - LUXUS pur für die Werkstatt. Kann passieren was will, es lässt sich recht leicht und daher auch wirtschaftlich sinnvoll was daran machen.

Dafür wurden auch gar keine schlimmen Kompromisse eingegangen, nein alles schick. OK, die Endstufe ist minimal schlichter geschaltet als im Overkill-HK6800, keine Dioden-unterstützten Szikali-Mehrfach-Verschaltungen, nur ein schlichter, aber offensichtlich gut ausgesuchter und implementierter Emitterfolger-Endtransistor pro Halbwelle. Man hat sich auch hier Mühe gegeben, die Schaltverzerrungen klein zu halten, die Leistungsbasen sind über gedämpfte Induktivitäten gesteuert, wohl um den Schaltvorgang "leiser" zu bekommen. Und wie die meisten 1990er-Jahre Harmänner ist auch dieser nicht aggressiv-verzerrt, setzt dem Geschehen kein disharmonisches Gekreische als falsches Glanzlicht auf. Man hat Erfahrung bei Harman, wie man eine zupackende Endstufe hindert, sich zu überschlagen, wie man sie dennoch unter Kontrolle behält.

Mein Kollege hat an dem Gerät wieder jede Ecke überarbeitet, jede Lötstelle, jeder Elko, jeder Trimmer war in der Mache.

An Lautsprechern in Betrieb genommen habe ich den HK6600 dann. Was mir sofort auffiel und wo ich mich geärgert habe, ihm nichts vorausschauendes davon gesagt zu haben: Das Gerät mag mit einem kleinen Plopp einschalten, das ist normal, wenn die Stummschaltung die Ströme der Endstufe und das Eingangssignal frei geben. Doch steckt man den Lautsprecher bei laufendem Gerät an und ab, dann hört man ein Geräusch, ein Klick - eindeutiges Zeichen, dass auch nach langem, sorgfältigem Abgleich eine Klemmen-Gleichspannung von unter 10mV (das hört man gewöhnlich nicht mehr) ganz und gar ein gelegentlicher thermischer Zufall ist und nicht etwa die Regel, die es sein sollte.

Da wir bei etlichen Harmans an dieser Stelle schon eingegriffen haben, habe ich bei diesem Gerät dann auch nicht lange gefackelt und den Masseanschluss der Gegenkopplung getrennt und die Trennstelle mit einem 1000µF Bipolar-Elko überbrückt. Nun hat die Endstufe für Gleichspannung keine Verstärkung mehr, auch nicht mehr für die eigene, thermisch driftende Eingangs-Offset-Spannung, die sie bislang stets im vollen Maß verstärkt hatte. Bei einer Verstärkung von 1 driftet die Lautsprecher-Gleichspannung nicht mehr um 50mV um den Nullwert herum und bringt auch nicht mehr permanent den Basstöner aus der entspannten, Verzerrungs-ärmsten Mittellage. Die jetzige Schwankungsbreite ist so um die +/-2mV, meist sogar weniger als 1mV. Eben perfekt.

Rückseite mit Innenübersicht

Typischer Harman

klar kommt er mit meinem RG9 nicht mit. Ist auch ganz anders als ein Onix oder Exposure. Doch so was will ja auch nicht jeder. Lege ich auf eine bezahlbare, verbreitete Einstiegsklasse wert, die zudem ausgefeilt gut klingen soll, dabei robust und zuverlässig ist aber auch umfangreich ausgestattet, wie in den 1990ern üblich, macht mit diesem Gerät keinen schlechten Griff.

Was gar nicht mehr üblich ist in so einer Preislage, ist das ausgefeilte MM/MC-Phono-Board, an dem man zwei "Dreher" mit unterschiedlichen Abnehmern einfach stecken lassen und an der Front umschalten kann. Hier ist denn auch der Regler überarbeitet und in Ordnung, setzen keine Schalter aus. Die Netzteile der beiden Leistungsstufen haben jeweils eigene Gleichrichter und Lade-Elkos - letztere sind zudem wie alle Elkos frisch im Gerät.

So sauber und klar wie er jetzt schon uneingespielt Musik "rüber bringt", so wird er das lange Jahre weiter machen, sehr wahrscheinlich längere Jahre, als in seinem ersten Leben, denn alle Verschleißteile sind durch eher besseres Neu-Material ersetzt und alle zweifelhaften Tauchbad-Lötungen sind von Hand nachgelötet, alle Schalter sind innen frisch poliert UND inert gefettet.

Blick über die Endstufe aufs Phono-Board

Und wenn wirklich was wäre?
...haben Sie Garantie. Man muss auch nicht alles nochmals neu revidieren, sollte mal unvorhersehbar oder durch einen Bedienfehler irgend ein Problem entstehen - das kann man kurzerhand preisgünstig im Detail reparieren. Bei diesem Gerät wäre das tatsächlich sehr einfach und darum i.d.R selbst nach der Garantie schnell und bezahlbar geschehen. 

Blick über das Phono-Board in die Endstufe

Gesamtansicht innen

Klangliche Einschätzung

dazu muss ich mich noch ein wenig länger befassen. Die Tendenz ist klanglich sehr ähnlich wie beim HK680: Richtig solides Hifi, Stärke bei den Stimmen, bei den Streichern - oder den Keyboards. Für Klangfarben ist er schon mal gut zu haben. so viel hab ich "auf die Schnelle" noch in Erinnerung vom Erst-Test. Später mehr.

Endstufe nach Revision

Phono-Entzerrer mit Versorgung

Nachgerüstete bipolare Fußpunkt-Elkos in der Endstufen-Gegenkopplung